THERION


Memmingen, Kaminwerk

8. Dezember 2007

















Ein Hauch von weltmännischem Metal-Theater weht durch das schmucke Kaminwerk in Memmingen: Das Symphonic-Metal-Ensemble des schwedischen Gitarristen Christofer Johnsson hat sich angesagt. Mit über einem Dutzend Musikern und Show-Darstellern – und einem knapp dreistündigen (!) Programm. Anlass: Das 20. Jubiläum des Unternehmens.




















Und obwohl das skandinavisch-holländische Schwermetall-Konglomerat bereits Anfang des Jahres im Rahmen einer Co-Headliner-Tour mit den deutschen True-Metallern Grave Digger zu bewundern gewesen ist, pilgern immerhin um die 500 Gäste in die Allgäuer Provinz. Was angesichts dessen nicht verwundert, weil a) diese Vorstellung eine von nur zweien in Deutschland sein soll und b) sich inzwischen herumgesprochen hat, was für eine faszinierende Show Johnsson und seine Damen/Herren auf die Bühne hieven.


Und die hat es in der Tat in sich: Zu teils klassischen, teils düster-bombastisch angehauchten oder gar Gothic-lastigen Klängen wird ein Event zelebriert, wie man es nur selten zu hören – und sehen – bekommt. Abgesehen davon, dass sich zwei Lead-Sänger – Ex-Malmsteen-Fronter Mats Leven und der ehemalige King-Diamond-Trommler Snowy Show – nicht nur untereinander Duelle liefern, sondern auch Duette mit den Sängerinnen Karin Fjellander (für die Background-Chöre stehen zudem Suvi Virtanen, Johanna Marloy, Jario-Petri Heino und Risto Hamalainen zur Verfügung), helfen unter anderem Gast-Bauchtänzerin Arien und zwei Gothic-Grazien immer wieder, die theatralischen Sounds der Musiker angemessen visuell zu inszenieren. Dabei liegt der musikalische Schwerpunkt – Überraschung! – auf dem Erfolgswerk THELI (okay, was angesichts dessen nicht überraschend ist, weil dies das wegweisende Erfolgsalbum der Band ist, ohne das es wohl dieses Jubiläum kaum gegeben hätte).


















Wenn es überhaupt einen Makel an der Performance gibt, dass die ambitionierten wie hochklassigen Kompositionen im Zusammenhang mit den ständigen Licht- und Schattenspielen der Beleuchtung dann – gerade bei einer dreistündigen Vorstellung – auf Dauer doch etwas anstrengend wirken und der Konzentration des Bewunderers einiges abverlangt wird. Ein einfacher Party-Rocker vom Schlage eines als allerletzte Zugabe nachgereichten ’Summernight City’ zwischendurch – zum Gehenlassen oder unbedarften Abbangen – wäre wünschenswert gewesen.



Playlist THERION

The Rise Of Sodom And Gomorrah
Son Of The Sun
Midgard
Asgard
Wine Of Aluqua
Wisdom And The Cage
Kali Yuga – Part I-III
Lemuria
Via Nocturna
An Arrow From The Sun
Typhon
Ginnungagap
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(10 Minuten Pause)
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Preludium (Intro)
To Mega Therion
Cults Of The Shadow
In The Desert Of Set
Interludium
Nightside Of Eden
Opus Eclipse
Invocation Of Naamah
The Siren Of The Woods
Grand Finale / Postludium
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Adulruna Rediviva
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Summernight City





Fotos oben:
In dem von Snowy Shaw entworfenen Pranger büßt
Gast-Keyboarder Ferdy Doernberg nach der Show
jeden Fehlgriff an den Tasten ...

Foto rechts:
Die große Parade zum Grande Finale

Foto unten:
Die ebenfalls von Snowy Shaw entworfene
Kirchenorgel









Wissenswertes über Therion und die aktuelle Tour
zum 20. Band-Jubiläum


• Der schwedische Gitarrist (und frühere Bassist) Christofer Johnsson gründete die Band 1988 aus seiner ein Jahr zuvor gegründeten Death-/Symphonic-Metal-Combo Blitzkrieg heraus ursprünglich als „Megatherion“.
• Der Bandname hat seinen Ursprung im Altgriechischen „to mega therion“ (dt.: „Das große Tier“) und ist der Bibel in der Offenbarung des Johannes entnommen. Allerdings wurde der rasch zu „Therion“ gekürzt.
• Anfangs eher dem Death Metal zugeneigt, verlagerte sich der Schwerpunkt der musikalischen Ausrichtung spätestens mit dem 1996 erschienenen Erfolgsalbum THELI hin zum orchestralen Symphonic Metal.
• Legendär ist der Ausspruch Johnssons, mit dem er 1995 vor der Produktion von THELI seinem Label Nuclear Blast die Pistole auf die Brust setzte: “No more album based on my vocals and I need two choirs, a better recording studio, two producers and more time in the studio - if not I rather give up the band and stay happy with what I achieved so far.” Nuclear-Blast-Chef Markus Staiger ließ sich als erklärter Fan der Band dazu breitschlagen, mit umgerechnet 28.000 Euro die bis dato teuerste Produktion der Label-Geschichte zu finanzieren.
• Neben Johnsson zählen seit 1999 die Gebrüder Johan (Bass) und Kristian Niemann (Gitarre) zum harten Kern des mehr und mehr zum theatralischen Wanderzirkus mutierenden
Unternehmens.
• An dem am 12. Januar erschienenen jüngsten Album GOTHIC KABBALAH wirkte erstmals auch Ex-King-Diamond-Percussionist Snowy Shaw – allerdings nur als Gastsänger - mit. Das hält den Dänen jedoch nicht davon ab, sich zunehmend für das Unternehmen zu engagieren: Shaw entwarf das Gros der Bühnenkulisse, baute auch Bühnenrequisiten wie den Pranger oder die Kirchenorgel, die heuer ein Deutscher bediente: Ferdy Doernberg (u.a. Rough Silk, Uli John Roth, Axel Rudi Pell)
• Das Ensemble der Jubiläumstour umfasst 14 Musiker und Darsteller.
• Therion absolvieren bis zum 22. Dezember 2007 ohne Day Off (Ruhetag) hintereinander 16 Shows.
• Diverse Gastsänger – unter anderem der ehemalige Candlemass-Sänger Messiah Marcolin – gesellen sich immer mal wieder zu dem 14-köpfigen Tross, um die Show mit Solo-Einlagen zu ergänzen.