L.A. GUNS + GYPSY PISTOLEROS

14. Mai 2007 – Memmingen, Kaminwerk

Er zählt zu den Mitbegründern von Guns N’Roses, der größten Rockband der Welt nach den Rolling Stones (allerdings verließ er die Truppe noch vor Veröffentlichung ihres ’87-er Debüts APPETITE FOR DESTRUCTION, weil ihm eine rotblonde Frontdiva namens W. Axl Rose mit seinen Psychosen schnell auf den Sack ging): Gitarrist Tracii Guns. Er rief dann die L.A. Guns ins Leben. Doch auch da lag er schnell mit Sänger Phil Lewis im Clinch. Die Folge: Jetzt gibt es zwei Kapellen mit dem Namen L.A. Guns.
Ein wenig verstört reagierten schon einige der leider nur 60 Anwesenden, als sie merkten, dass heuer kein Phil Lewis auf der Bühne steht. Doch dafür ist Paul Black mit von der Partie. Und der sang bekanntlich jene Maxi ein, die die Knarrenmänner noch vor Unterzeichnung ihres Plattenvertrags bei Polydor Ende 1987 in Eigenregie am Sunset Strip vertrieben haben. Damit sollte das Thema „Originalsänger“ oder „Fälschung“ eigentlich ein für allemal geklärt sein.
Die britischen Glam-Rocker Gypsy Pistoleros heizen mit ihrem an Faster Pussycat, Poison & Co. angelehnten Rock das Publikum superb an, so dass Mister Guns leichtes Spiel hat, die Allgäuer in seinen Bann zu ziehen, zumal Paul Black als Sänger, Entertainer und Publikumsanimator ebenfalls nach wie vor sein Metier beherrscht (und das entschieden besser als Lewis, dessen Bekanntheitsgrad sich im Wesentlichen nur auf eine Kurzzeit-Liaison mit der Schauspielerin Britt Ekland begründet und kaum auf seinen wenig berauschenden Stimmumfang).

Was aber Guns zwischen seinen Riff an Licks zockt, wäre selbst mit „purer Wahnsinn“ noch stark untertrieben: Scheinbar losgelöst von der Grundmelodie der Songs und einem Blackmore-des-Glam-Rock gleich improvisiert der Meister auf seinen sechs Saiten derart furios beziehungsweise wechselt er zwischen den auch nur für ein paar Noten eingestreuten Motiven derart virtuos, dass sich der faszinierte Zuschauer letztlich fragt, aus welchem Paralleluniversum der Mann zu uns gebeamt worden ist. Übrigens: Für die Vollständigkeit der Playlist wird keine Garantie übernommen – weil, wunderbar Party-kompatibel, immer mal wieder Zitate auch von AC/DC (’TNT’) und ähnliche Standards eingestreut werden, so dass im Endeffekt kaum jemand sagen kann, welcher Akkord von welchem Song momentan den Äther beherrscht.
Kurz und gut: Diese Vorstellung war eine erstklassige Werbung für das Genre des Sleaze Rock, für eine total unterbewertete Band und ein völlig verkanntes Genie an der Axt …

Playlist
Wheels Of Fire
No Mercy
One More Reason
LAPD
One Way Ticket
Electric Gypsy
Rig N Tear
Over The Edge
Never Enough
Ballad Of Jane
Don't Worry Baby (Beach Boys)
Can't Always Get What You Want (Rolling Stones)


Sänger Paul Black (2.v.l.) und Tracii Guns (halbrechts im Hintergrund stehend) haben die Fans zu einem kleinen Sit-in auf die Bühne geladen