ICED EARTH
+ ANNIHILATOR
+ TURISAS
9. Oktober 2007
München, Backstage Werk
Überraschung: Punkt 20 Uhr dürfen sich die Finnen Turisas auf der Bühne tummeln und für ordentliche Stimmung sorgen. Was sie auch gewohnt solide tun: Ihr von Akkordeon- und Geigen-Klängen durchsetzter Party-Pagan-Metal, quasi eine finnisch-folkloristische Version des eher keltisch gefärbten Heavy Metals der Briten Skyclad, kommt hervorragend an – doch leider ist die Fete der
Waldschrate nach der Cover-Version des Boney-M-Disko-Hits ‘Rasputin’, dem abschließenden ‘Metal Battle’ und nur 28 Minuten schon wieder vorbei.
Annihilator kommen ebenfalls in
optischer Hinsicht schon mal perfekt zur Geltung – was eine angemessene
Lichtshow mit jeder Menge Stroboskopeffekten und stimmungsvollen
Strahlern doch alles ausmacht! (An dieser Stelle noch einmal ein
erhobener Mittelfinger an die Jungschnösel von Trivium, die Jeff Waters
& Co. Anfang des Jahres mal gerade so dreieinhalb Funzeln
gestatteten!) Allerdings wird im gleißenden Licht mit zunehmender Zeit
auch ein Schwachpunkt in der Bühnenpräsentation der Kanadier
offensichtlich: Nichts gegen die stimmlichen Fähigkeiten von Jeff
Waters und Dave Padden, die sich die Gesänge meist teilen. Und nichts
gegen Jeffs Bemühungen, möglichst oft von der linken Bühnenseite wie
ein Rumpelstilzchen in die Mitte zu springen und dort für Wirbel zu
sorgen. Letztlich fehlt aber genau im Zentrum ein ständig präsenter
fünfter Mann und mutiert das Ganze zu einem bloßen Flügelspiel. Die
Songauswahl ist jedoch wieder einmal vom Feinsten, die Show somit an
der Obergrenze Mittel- beziehungsweise Untergrenze Extraklasse.
King Of The Kill
Operation Annihilation
Clown Parade
Set The World On Fire
Stonewall
Never Neverland
WTYD
Alison Hell
Iced Earth hingegen kommen etwas schwer in die Gänge: Die Overtüre als Intro dauert gefühlte zehn Minuten, eh es mit
‘Something Wicked Part I’ in die Vollen geht. Auch später zerstören die Intro-Einspielungen eher die Metal-Party-Stimmung, als dass sie für gehaltvolles Flair im Backstage Werk sorgen. Aber wenn Gitarrist Jon Schaffer, Sänger Tim „Ripper“ Owens und ihre Mannen erst einmal so richtig zum Sturm ansetzen, kann sie nichts aufhalten. Natürlich steht anfangs die Vorstellung ihres aktuellen Albums FRAMING ARMAGEDDON im Mittelpunkt des Geschehens, bevor unverzichtbare Gassenhauern wie das stark angethrashte ‘Violate’ oder das nachdrückliche ‘Vengeance Is Mine’ langsam, aber sicher in den Greatest-Hits-Modus überleiten.
Das wegen des patriotischen Inhalts in
jüngster Vergangenheit oft gescholtene ‘Declairation Day’ avanciert
dank „Rippchens“ glasklarer, schneidender und dennoch emotionsgeladener
Gesänge neben ‘The Hunter und - zum Grande Finale - den ‘Gettysburg
(1863)’-Zitaten in Form von ‘Hold At All Coasts’ plus ‘High Water Mark’
(hier liefern sich Schaffer und Owens grandiose gesangsduelle) zu einem
der Höhpunkte der Show. Zu Beginn der Zugabe beweist der Shouter noch
einmal, dass er auch einer Matt-Barlow-Nummer wie ‘Melancholy’ den
sensiblen stimmlichen Feinschliff verpassen kann. Nach der
abschließenden Eigenhommage in Form von ‘Iced Earth’ wissen die
vielleicht 700 Zuschauer im eher mäßig gefüllten Saal: Sie haben heute
eines der Zugpferde des melodischen US-Power-Metals in bestechender
Form gesehen und gehört – noch dazu zwei reizvolle Support-Bands, die
jede für sich mal wieder für eine eigene Headliner-Club-Tour fällig
wären. Exzellenter Abend!

Overture (Intro)
Something Wicked Part I
Invasion (Intro)
Motivation Of Man
Setian Massacre
Bell (Intro)
Burning Times
Declaration Day
Violate
Vengeance Is Mine
A Charge To Keep
Stormrider
Dracula
Waterloo
The Hunter
10.000 Strong
Hold At All Coasts
High Water Mark
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Melancholy
My Own Saviour
Iced Earth