ALICE COOPER
+ WHITESNAKE


Stuttgart
Porsche-Arena
29. November 2008





Die Emotionen im Vorfeld dieser vorletzten Deutschland-Ansetzung kochten vor allem bezüglich der Gesangsleistungen von Whitesnake-Oberhaupt David Coverdale hoch: Sie seien grottenschlecht gewesen – einerseits. Andererseits verblüfften dann die doch wieder erstaunlich klaren Gesänge, obwohl das Mikrofon einen gehörigen Abstand zum Mund des Briten hatte: Von der „Rocky-Horror-Mini-Playback-Show“ war die Rede (München), und generell kursierten derart massiv Gerüchte von „Samples“ und „Fremdeinspielungen“ im Äther, dass sich das Management zu folgender Stellungnahme gezwungen sah:




In light of recent comments regarding Whitesnakes current live tour we felt it necessary to offer a technical explanation for Mr Coverdale's microphone technique, which appears to be responsible for initiating various threads online on the subject of playback, here are some comments from Bradley Johnson Whitesnake's very highly regarded Front Of House engineer... "It is the goal of every front of house engineer to provide the best quality audio to as many ticket purchasing patrons as possible. The factors that have a direct influence on this include: room acoustics; type, size and quality of the PA system: performance of the musicians: stage volume of the backline gear; even temperature and humidity. I work extremely hard to accommodate David's mic technique. I endeavour to make every syllable and nuance of his vocal heard no matter how far the microphone strays from the sweet spot. Getting a vocal mic audible over a juggernaut guitar rig when it is three feet from a singers mouth is no small task... Some nights I win, some nights I do not... As far as running tracks live … ludicrous." For those of you that interpret and confuse the strength and technique of Mr Coverdale's vocal - combined with the abilities of our front of house engineer - for playback are very much mistaken.
(Whitesnake Management, November 24th 2008)





Derart vorgespannt, fällt es schwer, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Um es vorwegzunehmen: Den Fans zumindest in Stuttgart ist das Brimborium der letzten Tage piep schnurz. Die fanden es toll, sind mit der Song-Auswahl zufrieden und erfreuten sich daran, dass Doug Aldrich und Reb Beach endlich mal wieder eine erstklassiges, reinrassiges Guitar-Hero-Duell zelebrierten, dass wir gefühlte Jahrhunderte auf den Bühnen der Welt vermissten. Auch „The Cov“ machte einen erstaunlich dynamischen, fitten Eindruck – keine Spur von Verschleißerscheinungen, wie sie während der Ansetzungen in Oberhausen, München Hannover oder Frankfurt offensichtlich spürbar gewesen sein müssen und zu vernichtenden Kritiken führten. Einzig die Effekthascherei bei ’Still Of The Night’ schien dann doch etwas zu übertrieben. Wobei: Die gehört dazu wie der Zylinder zu Slash – ohne solche wirkt die Nummer einfach nicht. Nun können wir gerne darüber diskutieren, ob solche Sachen unter die Rubrik „Beschiss“ fallen und mit „ehrlichem Rock’n’Roll“ überhaupt vereinbar wären. Aber bewegen wir uns hier nicht im Show-Geschäft, das Illusionen en masse verkauft?


Playlist WHITESNAKE

Best Years
Fool For Your Lovin’
Can You Hear The Wind
Love Ain’t No Stranger
Lay Down Your Love
Is This Love
Guitar Duel Aldrich/Beach
A Fool In Love
Ain’t Gonna Cry
Ain’t No Love In The Heart Of The City
Give Me All Your Love
Here I Go Again
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Still Of The Night












Alice Cooper wiederum legt mit ’It’s Hot Tonight’, ’No More Mr. Nice Guy, ’Under My Wheels’ und ’I’m Eighteen’ einen Blitzstart hin, dass man tatsächlich befürchten muss, die Weiße Schlange werde förmlich an die Wand gespielt und gehäutet. Doch rasch stellt sich Ernüchterung ein, partiell sogar Langeweile. Grund: Die zum Teil endlos ausufernden Improvisationen der Instrumentalisten, während Alice Cooper einem seiner zahlreichen Kostümwechsel zelebriert. Die Playlist mag zwar musikalisch anspruchsvoll sein, das aufgeführte Spektakel mit seinen vielen Effekten – allen voran die berühmte Hinrichtungs- und Albtraumszene – ein Augenschmaus ohnegleichen; hier wird deutlich dass, Cooper alias Vincent Damon Furnier einmal Kunst studierte und sich der Wirkung einer effizienten Körpersprache durchaus bewusst ist.



AAAber: Das geht alles am nerv des Publikums vorbei wie zum Beispiel Eric Singers Schlagzeugsole, nachdem er zuvor schon – ebenfalls gefühlte Jahrhunderte – mit dem Gitarrenduo Kerri Kelly/Jason Hook und Bassist Chuck Garric endlos jammte. Die Reihen in der mit 7.000 Zuschauern ausverkauften Porsche-Arena lichten sich zunehmend, als die Jungs auf der Bühne dann doch noch mit dem Grande Finale ’School’s Out’ sowie den Zugaben ’Billion Dollar Babies’ und ’Poison’ die Kurve kriegen. Ein bisschen mehr Achtziger-Glam- und Stadion-Rock à la TRASH, HEY STOOPID oder THE LAST TEMPTATION – und die Sache hätte dann auch in Stuttgart mit einem Fiasko für Whitesnake geendet. So aber bleibt das Fazit: Coverdale & Co. waren nicht so schlecht wie befürchtet – Alice Cooper und seine Jungs nicht so grandios wie erhofft. Und warum zwischen Whitesnake und Alice Cooper das komplette aktuelle Album ALONG COMES A SPIDER als Pausenmusik angespielt wurde – dass muss wohl niemand verstehen …



Playlist ALICE COOPER

It’s Hot Tonight
No More Mr. Nice Guy
Under My Wheels
I’m Eighteen
Is It My Body?
Woman Of Mass Distraction
Feed My Frankenstein
Be My Lover
(In Touch With My) Feminine Side
Dirty Diamonds
Vengeance Is Mine
Halo Of Flies
Welcome To My Nightmare
Cold Ethyl
Only Women Bleed
Steven
Dead Babies
Ballad Of Dwight Fry
Devil’s Food
Killer
I Love The Dead
School’s Out
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Billion Dollar Babies
Poison