KROKUS
Bern,
Stade de Suisse
2. August 2008

Doch dann das: „Unsere zu der Zeit zweifellos vorhandene Naivität machte es dem damaligen Manager leicht, uns gegeneinander auszuspielen“, blickt Chris von Rohr auf jene Zeit zurück, mit der die Turbulenzen in der und um die Band begannen, sie fast 25 Jahre lang quasi ausbremste. Denn nach von Rohrs Rausschmiss war das Klima im Restgefüge vergiftet, wechselte ständig die Besetzung der Truppe (O-Ton von Rohr: „Immerhin bringen wir es auf insgesamt 29 bis 35 Ex-Mitglieder!“) und verloren Krokus an Profil – künstlerisch wie personell.
Förmlich wie aus dem Nichts machte Ende vergangenen Jahres die Kunde ihre Runde, das ultimative Original-Line-up der legendären Früh-Achtziger. Denn am 18. November 2007 spielten Storace, von Rohr, von Arb und Steady in der TV-Show „Die grössten Schweizer Hits“ ein Medley aus ‘Tokyo Nights’, ‘Bedside Radio’ und ‘Heatstrokes’. Angeblich bestanden die schweizer TV-Macher darauf, entweder die Originalbesetzung von Krokus vor die Linsen ihrer Kameras zu laden - oder niemanden. Der vom Publikum frenetisch gefeierte Auftritt wurde durch die Verleihung des Diamond-Award für eine Million in der Schweiz verkaufte Alben gekrönt – die Initialzündung für die Reunion. Denn die Akteure verabredeten sich nach dieser historischen Nacht zu einer Jam im Proberaum.
„Wir wollten während dieser Jam bei Bier und Bier einfach sehen, ob wir den Spaß, den wir bei der Fernsehshow hatten, auch danach noch haben würden und so die Magie der Frühachtziger wieder reanimieren könnten“, blickt von Rohr auf die jüngsten Ereignisse zurück – und zieht einen Schlussstrich unter die alten Annimositäten. „Natürlich sind wir älter und weiser geworden, konnten die alten Differenzen begraben. Wer auch nur etwas in der Birne hat, macht denselben Fehler nie

„Looong stick! Looong stick! Long stick goes booom!” schallt es den vielleicht 15.000 begeisterten Zuschauern von der Bühne entgegen, versetzt sie von Null auf Hundert in den Zustand der willenlosen Ekstase. „Wie ihr wisst, haben wir in den vergangenen gut 20 Jahren ein kleines Päuschen eingelegt“, begrüßt der Sänger aus Malta das Publikum (Foto oben links) – und will nur eins wissen: „Is Bern still Rooock Cit-tyyy???“ Klar – und wie! Denn auch das sich anschließende ‘Winning Man’ rockt das Stadionrund (das eigentlich ein Viereck ist), zumal die abschließende Textzeile – „It’s ooover – nooow!“ exemplarisch für das Ende sämtlicher Animositäten ausgelegt werden darf.
Foto unten rechts: Drummer Freddy Steady
Per ‘Hell Raiser’ verzeichnen wir nun die erste faustdicke Überraschung, wirkte doch am gleichnamigen Album aus dem Jahre 2006 mit Ausnahme des Malteser Sängers niemand der heute auf der Bühne stehenden Akteure mit. Die Erklärung von Rohrs dafür dürfte be

Das The-Guess-Who-Remake ‘American Woman’ (ein Stück, das die Eidgenossen mehr denn je zu „ihrem“ Song gemacht haben), das energische ‘Down The Drain’, das exotische, Reggae-infiltrierte ‘Tokyo Nights’, die virtuose Halbballade ‘Fire’ und der Smash-Hit ‘Screaming In The Night’ – die Magie der frühen Achtziger wird intensiv spürbar wie selten in den vergangenen mehr als 20 Jahren. Auch das Publikum freut sich, zu ‘Rock’n’Roll Tonight’ Party zu feiern und mitsingen zu können – mit ‘Heatstrokes’ steuern wir jedoch auf das Ende des Sets zu. Und das hat es in sich: Alleine ‘Easy Rocker’ gibt eine Riff-Rock-Messe vor dem Herrn ab – die dann noch mit einem Schlagzeug-Duell zwischen Steady und von Rohr zur höchsten Vollendung geführt wird.
Doch
nach ‘Bedside Radio’, der ersten Hit-Single der Schweizer überhaupt
(vom Album METAL RENDEZ-VOUS, 1980), der Schock: „Wir haben nur noch
Zeit für genau einen Song – dann wird uns der Saft abgedreht!“ erklärt
von Rohr den Fans, die an einen schlechten Scherz glauben (Foto links). Ist es aber
nicht. Denn als wenn wir uns auf einem Bürokraten-Geburtstag des
Finanzamtes von Bern-Wankendorf befänden, beharren die Offiziellen auf
eine strikte Einhaltung des Veranstaltungsschlusses. ‘Headhunter’ und
‘Nightwolf’ fallen der notwendigen Kürzung des Programms zum Opfer –
der Steppenwolf-Klassiker ‘Born To Be Wild’ schließt als perfektes
Statement eine furiose Show ab, in der zu jeder Sekunde zu spüren war:
Diese Reunion, dieses Comeback der einzig wahren Krokusse wurde aus
Spaß am Rock’n’Roll vollzogen!
„Jetzt
wollen wir mal sehen, ob wir diesen Spaß auch glaubhaft ins Studio
hinüberretten können – dann sollte im Frühjahr 2009 ein neues Album
durchaus im Bereich des Möglichen liegen“, verspricht von Rohr mit der
gebotenen Zurückhaltung. Für
mich steht fest: In dieser sensationellen Form sind Krokus eine
wesentliche Bereicherung der Riff-Rock-Szene weltweit. Seit also auch
ihr wieder dabei, wenn es heißt: „Looong stick! Looong stick! Long
stick goes booom!”
Rock City
Winning Man
Hell Raiser
American Woman
Down The Drain
Tokyo Nights
Fire
Screaming In The Night
Rock’n’Roll Tonight
Heatstrokes
Easy Rocker
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Bedside Radio
Born To Be Wild