AXEL RUDI PELL
+ MAD MAX


Hamburg, Markthalle

27. Januar 2009

Selbst alteingesessene Hansestädter und Stammgäste der Markthalle sind verblüfft, wie gut gefüllt die Markthalle ist: Immerhin um die 700 Fans finden sich in der Kult-Location unweit des Hauptbahnhofs ein – für Hamburger Verhältnisse schon eine Macht, zumal auch zeitgleich der HSV gegen die Münchner Löwen im DFB-Fußbalpokal antritt (und mit 3:1 aus den Wettbewerb schießen wird).

Davon unbeeindruckt, entern die Mannen um Sänger/Gitarrist Michael Voss die Bühne, um mit einem Best-of-Programm den guten alten Achtzigern zu huldigen und das 25-jährige Bandjubiläum zu feiern. Der oft zitierte Einstieg nach Maß ist per ’Caravan’ und ’Windows Blow’ famos gelungen, die für ihre sprichwörtliche norddeutsche Unterkühltheit berühmten Elbstädter tauen schnell auf, erwärmen sich auch in der Folge an solchen Gute-Laune-Nummern wie ’Night Of Passion’, ’Family Of Rock’ oder dem zusammen mit einem gewissen Axel Rudi Pell komponierten Stück ’Don’t Talk It Over’. Zum Schluss kommt noch einmal verstärkte Glam-Atmosphäre auf, als sich Vossi-Bärchen seinen „Noddy-Holder-Hut“ aufsetzt und in eine glamouröse Brokatweste schlüpft, um den The-Sweet-Evergreen ’Fox On The Run’ zu intonieren – und sich schließlich nach 60 Minuten mit ’Hollywood Angels’ zu verabschieden. Toller Auftritt einer spielfreudigen Band, die sich ein wenig zur deutschen Antwort auf White Lion mauserte und das Publikum mit ihren Rock-Hymnen ideal „vorspannte“ auf das, was da nun – ich nehme es vorweg – Geniales folgen soll ...

Playlist MAD MAX
Caravan
Windows Blow
Here We Are
Night Of Passion
Family Of Rock
Little Princess
Say Goodbye To Hollywood
Open The Eyes
Don’t Talk It Over
Hope To See You
Fox On The Run
Hollywood Angels


Und dann legt es los, das Blondchen aus Wattenscheid beziehungsweise – geht man nach dem alten, bis Anfang der Neunziger gebräuchlichem Postleitzahlensystem – aus “Bochum 6” ... Und das wie immer furios: Gleich mit ’Tear Down The Walls’ werden im Publikum sämtliche Mauern der Zurückhaltung pulverisiert – ein denkwürdiger Abend mit dezenten Rainbow-Gedenk-Charakter nimmt seinen Lauf. Zwar steht noch erst einmal leichtes Abtasten und eher unbeschwertes Rocken auf dem Programm, wobei sich der brillant aufgelegt Johnny Gioeli stimmlich in Bestform respektive als mit Rumpelstilzchen-Chromosomen im Gen-Pool ausgestattete Frontsau vor dem Herrn präsentiert, während Maestro Pell eher sachlich nüchtern, aber hoch konzentriert agiert. Doch bereits mit der zu einem halbstündigen Improvisationsmonster ausufernden Jam unter der globalen Überschrift ’The Masquerade Ball’/’Casbah’ fühlen sich die 600 Hamburger in selige Rainbow-Zeiten zurückversetzt, als der olle Blackmore unberechenbar von Motiv zu Motiv wechselte, immer mal wieder Riffs, Zitate und Melodielinien von Songs einbaute, die ihm spontan in den Kopf und die Finger schossen.



Die Playlist von A.R.P. (Siehe unten!) lässt nicht einmal ansatzweise erahnen, wie oft sich die Rhythmussektion (Drummer Mike Terrana, Bassist Volker Krafczak) heiße Duelle mit seiner Eminenz an der Gitarre liefert – stets angefeuert durch die nicht minder spannenden Orgel-, Piano- und Synthie-Attacken des Ferdie Doernberg. Klar: ’Temple Of The King’ ist der eindeutigste Querverweis knapp 35 Jahre zurück zu den genialsten Momenten, die die Rockmusik – bis in die heutigen Tage ungeschlagen – hervorbrachte. Aber irgendwann blitzt der markante Riff zum Deep-Purple-Überklassiker ’Mistreated’ durch, und irgendwann meint der mittlerweile ehrfürchtig lauschende Zuschauer Motive zu vernehmen, mit denen Deep Purple ihrerseits in den frühen Siebzigern solche vierminütigen Evergreens wie ’Space Truckin’’, ’Strange Kind Of Women’ oder ’Child In Time’ zu einer explosiven, bis zu einer halbstündigen akustisch-emotionalen Achterbahnfahrt der Superlative aufbauten.

Bezeichnend genug: Nach zwei atemberaubenden Stunden verlassen die Hamburger ungewohnt ruhig – versuchend, das eben Erlebte mental zu verarbeiten - die Markthalle mit dem sicheren Wissen, heute einer Show beigewohnt zu haben, die in allen Belangen (Sound, Licht) ihr Geld (35 Euro) wert gewesen ist.

Einen ausführlichen Tourreport könnt ihr lesen in:
ROCK IT! #50 – erhältlich ab 15. Februar im Zeitschriftenhandel.



Die restlichen Ansetzungen:
AXEL RUDI PELL + MAD MAX
29.01. München, Backstage
30.01. CH-Pratteln, Z7
31.01. Andernach, Live Club
02.02. NL-Uden, De Pul
03.02. B-Vosselar, Biebob
04.02. Ludwigsburg, Rockfabrik
06.02. Bochum, Zeche
07.02. Bochum, Zeche
08.02. Bochum, Zeche



Playlist AXEL RUDI PELL
Tear Down The Walls
Won’t get Fooled Again
Warrior
Masquerade Ball
Casbah
Drum-Solo Terrana
Strong As A Rock
Temple Of The King
Northern Lights (Acoustic)
Oceans Of Time (Acoustic)
Rock The Nation
Valley Of Sin
Mystica
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Fool, Fool
Eternal Prisoner