T. REX

Memmingen, Kaminwerk
11. Februar 2011

„Jurassic Park auf der Bühne“ – so kann man den Reanimations-versuchs dieser Rock-Legende am besten besten beschreiben. Denn der Tyrannosaurus Rex, ehemals eines der größten Raubtiere zu Lande, ist schon lange tot. Und dasselbe gilt auch für seine rockmusikalische Reinkarnation des Jahres 2011.


1967 von Sänger/Gitarrist Marc Bolan (bürgerlich: Mark Feld) zusammengestellt, zelebrierten die Briten eine Dekade lang psychedelisch angehauchten Glam Rock (berühmtester Hit: ’Children Of The Revolution’). Der tödliche Unfall von Bolan - Initiator, Ideengeber, Songschreiber und Leader der Gruppe - am 16. September 1977 und nur wenige Tage vor seinem 30. Geburtstag bedeutete das Aus der Rock-Legende. Zumal auch die anderen „Dinos“ zwar nicht an einem plötzlichen Meteoriteneinschlag, aber immerhin an den Widrigkeiten des Lebens zugrunde gingen: Steve 'Peregrin' Took, Mitbegründer der Band, erstickte am 27. Oktober 1980 im Alter von 31 Jahren, nachdem er sich an einer Cocktailkirsche verschluckte. Bassist Steve Currie verunglückte am 28. April 1981 bei einem Autounfall in Portugal. Perkussionist Mickey Finn verstarb am 11. Januar 2003 im Alter von 55 Jahren an den Folgen jahrelangen Drogenmissbrauchs – Keyboarder Peter „Dino“ Dines erlitt am 28. Januar 2004 einen Herzinfarkt.

Erhebt sich die Frage, welche Legitimation Schlagzeuger Peter Fenton heute besitzt, sich aufzuschwingen, diese Rock-Legende zu reanimieren: Beim Kinokassenknüller „Jurrassic Park“ konnten die Protagonisten wenigstens auf adäquate DNA zurückgreifen, um den Tyrannosaurus Rex zu klonen - in diesem Fall fehlt dieses musikalische Erbgut in Ermangelung von lebenden Mitstreitern Bolans völlig.


Zur Ehrenrettung sei eingestanden, dass Sänger/Gitarrist Jay Spargo einen recht guten Marc-Boland-Ersatz abgibt: Die Stimmphrasierung kommt einigermaßen hin, der Bühnenhabitus ebenfalls. Doch das war’s dann auch schon. Bezeichnenderweise beginnt die Show mit einer krassen Panne: Bei der ersten Nummer, dem Gassenhauer ’Metal Guru’, versagt Spargos Mikrofon seine Dienste. Hilflos stehen die Musiker auf der Bühne, als hätten sie noch nie etwas von der Möglichkeit gehört, einen Soundcheck vor dem Auftritt durchzuführen. Auch sonst tapsen die Rocker von den Inseln nur so von einer Panne zur anderen: ein Schlagzeugsound aus der Steinzeit; der Evergreen ’Children Of The Revolution’ klingt wie von überforderten Dschungel-Camp-Bewohnern vorgetragen; die gefühlte Millionen Jahre andauernde und tot langweilige Akustik- Session will kein Ende nehmen – und als dann auch noch Backgroundsängerin Terri Sullivan zur Akustikklampfe greift und sich als Lead- Sängerin profilieren mag, hat sie unheimliches Glück, dass sich unter den nur 50 Zuschauern kein Dieter Bohlen befindet, der sie kurzerhand rausschmeißt.

Zwar können sich die Briten zum Ende hin berappeln und geben souverän ein Zugabe-Set zum Besten, das das durchaus vorhandene Können der Musiker aufblitzen lässt. Doch im Endeffekt ändert das nichts an diesem Fazit: Die rockmusikalische Klon-Variante des Tyrannosaurus Rex entpuppt sich in allen Belangen als (nicht einmal bessere) Bierzelt-Cover-Combo ohne jeglichen Biss - selbst diesen hatte ihnen die wieder zum Leben erweckte Kino-Variante der Dinos um ein Vielfaches voraus …




Playlist T. REX

Metal Guru

Telegram Sam
Cosmic
Truck On Tyke
New York City
Teenage Dream
-----
Akustik-Set
-----
Children Of The Revolution
Dandy In The Underworld
Laser Love
The Groover
I Love To Boogie
Jeepster
Get It On (Bang A Gong)
-----
20th Century Boy
Hot Love