MANOWAR
+ HOLYHELL
+ METALFORCE


München, Zenith
25. Januar 2010



Die diesjährige Tour der der selbst ernannten „Kings of Metal“ stand unter keinem guten Stern: Buttersäure/Stinkbomben-Attentat in Führt, Bombenwarnungen in Offenbach und Ludwigsburg. Letztere nehmen die Herren von-und-zu Hail-und-Kill fast schon völlig verängstigt ernst, während die zuständigen Polizeisprecher gelassen von Routinefällen „ohne ernsthaftes Gefahrenpotenzial“ sprechen.

Dennoch dürfen sich die Metal-Jünger einzeln von der Security abtasten lassen, nachdem sie ihren fürstlichen Obolus von horrenden 65 € an der Kasse hinterlegt haben. Diese Schwerverbrecher-Prozedur gilt auch für Journalisten und vor allem Fotografen – letztere sogar dreimal: Die müssen nämlich nach den obligatorischen drei Songs des Fotografierens die Halle mit ihrem Equipment verlassen, um so zu vermeiden, dass sie vielleicht doch (wie das Gros der vielleicht mal gerade 2.500 Anwesenden, die mit zum Teil ziemlich professionellen Geräten unbehelligt ihre Bilder ablichten) weiter während der Show Impressionen einfangen - und beim Wiedereintritt in die Halle noch einmal den Security-Check über sich ergehen lassen. Lächerlich ...


Aber kommen wir zum Musikalischen: MetalForce legten los wie die Feuerwehr und bewiesen einmal mehr, dass sie a) auch große Shows auf großen Bühnen abliefern können und b) immer mehr zur deutschen Kleinausgabe von Manowar avancieren: Sound, Outfit, Bühnenhabitus – alles hat etwas kompromisslos True-Metallisches in genau der Art, wie wir es von unseren amerikanischen Helden her kennen. Das – und plakative Titel à la ’Faster, Louder, MetalForce’, ’Into The Stadium’ und ’Freedom Warriors’, die in ebenso plakativen, vom Auditorium sofort verinnerlichten und gerne mitgebrüllten Refrains münden - kommt beim Publikum gut an, das sich zu- nehmend aufwärmt und gegenseitig mit den Musikern zu einem ersten Stimmungshoch aufpeitscht.


Playlist METALFORCE
Metal Crusaders
Freedom Warriors
Faster, Louder, MetalForce
Into The Stadiums
We Are The Fire
Metal Law
l







Dieses Stimmungshoch erlebt dann bei HolyHell einen leichten Dämpfer: Zu filigran, zu ausgefeilt zu (wie Ritchie Blackmore skandieren würde) „sophisticated“ sind ihre Kompositionen, die bei den mehr auf Hau-drauf-Metal programmierten Fans leider nicht jene Beachtung finden, die sie verdienen. „Stört wenigstens nicht beim Biertrinken“, meint ein Fan dann auch lakonisch – und zollt brav wie pflichtgemäß, aber teilnahmslos Höflichkeitsapplaus. Drücken wir es so aus: Im Vorprogramm von Dio oder Stratovarius wären die Mannen um Front-Grazie Maria Breaon (die sich einmal mehr in bestechender stimmlicher Form präsentiert) tatsächlich besser aufge- hoben. Welchen Sinn allerdings ausgerechnet das Cover des locker-flockigen Pat-Benatar-Hits ’Heartbreaker’ als Zugabe erfüllen soll, mag sich mir nicht erschließen.





Playlist HOLYHELL
Holywater
Revelations
Gates Of Hell
Wings Of Light
Armageddon
Prophecy
Apocalypse
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Heartbreaker



Die „Kings of Metal“ legen gleich los mit einer Überraschung: ’Call To Arms’ hat offensichtlich die Eigen-Hommage ’Manowar’ als Programmeröffnung abgelöst. Die Lichtshow – gut in die einem überdimensionalen Triptychon gleichenden Bühnenaubauten integriert – kommt gut zur Geltung, der Sound in dieser alten Waggonbau-Halle mit ihrer jegliche akustische Wohlklänge im Keim erstickenden Betonkonstruktion ist sensationell. Manowar setzen musikalisch zwar auf ein Programm mit Standards neueren Datums, das – leider – viele Klassiker unberücksichtigt lässt. Doch sonst weiß der Besucher, was ihn erwartet: Ein Bass-Solo, das eher eine Zumutung ist und das sich DeMaio lieber verkniffen hätte. Ein Fan, der mit der Band auf der Bühne ’The Gods Of Heavy Metal’ jammen und seine sehr übersichtlichen Gitarrenkünste zeigen darf (in beiden Fällen wäre stattdessen einer der aus dem Set geflogenen Klassiker begrüßenswert gewesen) – und DeMaios Talkshow nach dem Motto: „Wir sind die Besten, die Lautesten, die Härtesten und haben die dicksten Klöten!“ (Hier wären stattdessen zwei bis drei der aus dem Set geflogenen Klassiker begrüßenswert gewesen.)

Die Setlist der ’Death To Infidels’-Tournee ist – wie eingangs angedeutet – auch weiterhin nahezu komplett von Songs neueren Datums geprägt - was der Stimmung nicht unbedingt dienlich scheint. Schließlich gerät das Publikum lediglich bei ’Die For Metal’, dem sich anschließenden ’Die For Metal’ sowie dem finalen Schlusspunkt des offiziellen Sets - ’Warriors Of The World’ – restlos aus dem Häuschen.


Nach zwei weiteren Stücken - ’House Of Death’, ’Black Wind, Fire And Steel’ – ist endgütig Schluss mit „Hail and Kill!“. Kein ’Battle Hymn’. Und auch kein ’Hail And Kill’. Hätte sich DeMaio seine dummen Tiraden gegen uns auch so böse Journalisten, die wir ja die Band immer so gerne niedermachen, geklemmt (Merkt der gute Mann eigentlich nicht, dass das nicht sein Niveau ist und er damit nur bei Zeitgenossen mit einem IQ in der Nähe von rostigem Stahl punktet?), hätte der gute Mann stattdessen mehr die Musik und die alten Klassiker aus seinem Repertoire sprechen lassen – es hätte ein schöner Abend werden können …

Playlist MANOWAR
Call To Arms
Hands Of Doom
Kings Of Metal
God Or Man
Swords In The Wind
Bass Solo
Die For Metal
Die With Honor
Let The Gods Decide
The Sons Of Odin
Joey Speech
The Gods Made Heavy Metal
Sleipnir
Loki God Of Fire
Thunder In The Sky
Warriors Of The World
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House Of Death
Black Wind Fire And Steel