KAMELOT
+ LEAVES’ EYES
+ ADAGIO


Köln, Live-Music-Hall
9. April 2010


Volle Hütte in der Lichtstraße in Köln-Ehrenfeld. Und das, obwohl sich die amerikanisch-norwegische Melodic-Power-Metal-Institution um Sänger Roy S. Khan und Gitarren-Mastermind Thom Youngblood a) auch in unseren Breitengraden in den vergangenen Monaten wahrlich den guten A abtourte und b) zwar wohl schon ein neues Album in der Hinterhand hält, dieses aber noch nicht veröffentlicht ist (der Erscheinungstermin ist vage für den Herbst angekündigt).

Doch zuerst dürfen die Franzosen Adagio ran – und hinterlassen einen eher zwiespältigen Eindruck: Zu reduziert, zu rüde kommt ihr auf CD fein ziseliert klingender, stark klassisch angehauchter Progressive/Melodic Metal rüber – zu limitiert und zu eindimensional, zu phrasierungsarm quält sich Frontmann Chris Palin durch seine Gesangslinien und das Song-Material. Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, wenn Gitarrist Stephan Forté alleine verantwortlich zeichnet nicht nur für die Kompositionen, sondern auch Palin die Texte (vor)schreibt …










Dass Leaves’ Eyes in erster Linie vom harschen Kontrast aus den bezirzenden Gesängen von Front-Grazie Liv Kristine und den düsteren Death-Metal-Growls von Alex Krull sowie der sich daraus ergebenden dramatischen Atmosphäre leben, dürfte bekannt sein. Allerdings: Oft wird es mit diesem Kontrast – und der dann schier übermächtig erscheinenden, alles erdrückenden Bühnenpräsenz Krulls – übertrieben: Die feinen, außergewöhnlichen Gesänge der Kristine werden leider zu oft von den nicht so außergewöhnlichen Death-Shoutings erdrückt, förmlich überschrieen (beziehungsweise „überbrüllt). Allerdings: Hier spielt die berühmte „Geschmackssache“ mal wieder eine nicht unerhebliche Rolle. Wer eben – wie meiner-einer – bei einer außergewöhnlichen Gesangsperformance seinen Musik-kulinarischen Schwerpunkt setzt, hätte sich gewünscht, dass sich Krull bei weiteren Tracks auf der Bühne rarer macht als nur bei ’Elegy’ …






Playlist LEAVES’ EYES
Intro / Njord
My Destiny
Emerald Island
Take The Devil In Me
Ragnarok
Elegy
Froya’s Theme
Outro / Mot Fjerne Land



Was dann Kamelot auffahren, dürfte zu einer der gigantischsten Inszenierungen auf dem Club-Level avancieren: Bühnenaufbauten, die von der Sache her drei Aktionsebenen bieten, eine Lichtshow vom Allerfeinsten (meist stimmungsvoll in Blau und Grün gehalten – die meisten Genre-Genossen setzen da eher auf Rot- und Gelbtöne), mystisch-unheilvoller Trockeneisnebel zu Beginn, zwischendurch immer mal über die gesamte Bühnentiefe verteilt Feuersäulen, dass man sich um die Unversehrtheit der zwischendrin agierenden Musiker ängstigt … Hier erleben die Augen schon mal einen Dauerorgasmus.

















Gleiches gilt auch für die Ohren: Klarer Sound allenthalben, Roy S. Khan singt wie ein junger Gott, die Background-Chöre klingen natürlich, zumal mit Elize Ryd (von der schwedischen Band Amaranthe) noch eine zusätzliche Sängerin für die fetten Chöre respektive ein schmissiges Duett mit Khan sorgt. Bassist Sean Tibbetts hat sich besser denn je in die Band eingelebt – und die Soli von Casey Grillo und Oliver Palotai (unter anderem auch Doro) haben wie immer Hand und Fuß.

Und ja: Das Programm unterscheidet sich brachial von jenem, das vor Jahresfrist dargeboten wurde – selten Gespieltes wie Ausblicke auf das neue, im Spätsommer erscheinende Album inklusive (Siehe Playlist!) … Super Sache, super Show, super Abend in Kölle!

Playlist  KAMELOT
Ghost Opera
Eden Echo
The Great Pandemonium *
Human Stain
Center Of The Universe
Anthem *
Pendulous Fall *
Instrumental
Lights
Key Solo
The Haunting
Hunter’s Season
Rule The World *
Forever
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Memento Nori
Seasons End
Karma
March Of Mephisto *

* Pyros