U.D.O.

+ KISSIN' DYNAMITE


Memmingen, Kaminwerk

18. Dezember 2009


Über 800 Besucher – soviel Besucher wie noch nie bei einer Live-Veranstaltung an dieser Stelle - ließen den Saal zur berühmt-berüchtigten Sardinenbüchse mutieren. Nicht ohne Grund: Schließlich lud kein Geringerer als Frontmann Udo Dirkschneider zum kollektiven Mähnenschütteln – jener Mann, der Ende der Siebziger die Heavy-Metal-Legende Accept ins Leben rief, die wiederum neben den Scorpions dem harten Rock mit dem Gütesiegel „Made in Germany“ zu weltweiter Beachtung verhalf.






Dirkschneider, seit seiner Trennung von Accept mit seiner eigenen Band U.D.O. nicht minder erfolgreich als in alten Accept-Tagen, zelebrierte schließlich ein unvergleichliches Potpourie aus alten Klassikern seines „A-Teams“ und neueren Gassenhauern seiner aktuellen Truppe, die inzwischen immerhin mit mehr Album-Veröffentlichungen aufwarten kann als Accept.

Während der Sänger durch seine exzellente stimmliche Form besticht, wissen ihn seine Nebenleute – nicht minder martialisch auftretend – stets perfekt in Szene zu setzen: Das berühmte „Gitarrenballet“ aus Accept-Tagen, eine ausgefeilte Bühnenchoreografie, die Effektvolle Lichtshow – hier wird Heavy Metal nicht einfach runtergespult, sondern förmlich inszeniert und zelebriert. Einige Überraschungen im Set sorgen zudem für diverse Aha-Effekte: zum Beispiel das wuchtige ’Vendetta’, das Intonieren von ’XTC’ vom Album EAT THE HEAT (dem bisher einzigen Accept-Diskus, der ohne Beteiligung von Dirkschneider entstand – er wurde damals durch den Amerikaner David Reece ersetzt) oder ’Burning’ – eine Mitsinghymne, die aus dem Fundus Anfang der Achtziger ausgegraben wurde. Zudem greift Gitarrist Stefan Kaufmann selbst zu dem Drumsticks, um den etatmäßigen Trommler Francesco Jovino bei seinem Schlagzeugsolo zu unterstützen.


Das kommt beim Publikum, das anfangs etwas müde wirkt, an: Schließlich fallen die acht Hundertschaften nahezu geschlossen in die Refrains solcher Accept-Evergreens wie ’Metal Heart’, ’Princess Of The Dawn’ und ’Balls To The Wall’ ein, brüllen U.D.O.-Songs à la ’Independance Day’, ’Vendetta’,’Man & Machine’ oder ’Holy’ mit. Udo & Co. wiederum lassen sich nicht lumpen und spontan zu drei ungeplanten Zugaben hinreißen – zu guter Letzt das durch „Hei-di-hei-do-hei-da“- Gesänge immer vehementer geforderte ’Fast As A Shark’ -, um nach knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit restlos zufriedene und völlig ausgepowerte Fans zurückzulassen.


Playlist U.D.O.
Bogeyman
Dominator
Independence Day
I Don’t Wann Be Like You
Thunderball
Mission No. X
Vendetta
In The Darkness
Princess Of The Dawn
Guitar Solo Igor
XTC
Infected
Living On A Frontline
Drumsolo
Man & Machine
Mastercotor
Animal House
Metal Heart
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Holy
Balls To The Wall
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Burning
I’m A Rebel






Nicht unerwähnt bleiben darf das Reutlinger Quintett Kissin’ Dynamite, das als wohl beste Vorgruppe auftrumpfte, die das Kaminwerk je gesehen hat: Obwohl noch nicht einmal volljährig, präsentieren sich die Jungspunde derart souverän und routiniert wie alte Hasen im Geschäft, dass sich manch Besucher verwundert die Augen reibt: 1a-Stageacting – und mit dem Schmied, der bei Fackelschein sein Schwermetall symbolisch schmiedet, ist sogar ein amtlicher „Special Effect“ im Aufgebot. Gut so, denn damit wissen wir: Der Heavy-Metal-Nachwuchs Deutschlands ist in hoher Qualität gesichert – Kissin’ Dynamite sind die vielleicht beste deutsche Newcomer-Band seit Edguy. Und mit einem erstklassigen zweiten Album wollen die Jungs Ende März auch aufwarten. Titel (nomen est omen): ADDICTED TO METAL.

Einen Studioreport zum neuen Kissin’ Dynamite-Album ADDICTED TO METAL könnt ihr lesen in:
ROCK IT! #56 (ab 17. Februar beim Zeitschriftenhändler erhältlich)




Playlist KISSIN’ DYNAMITE
My Religion
I Hate HipHop
Steel Of Swabia
Zombie
Only The Good Die Young
Let’s Get Freaky
Ready Steady Thunder
Addicted To Metal
Welcome To The Jungle