Metal-Viehscheid

24. August 2007 -
Marktoberdorf/Fechsen

(Text+Fotos: Matthias Ressler)


Als Viehscheid bezeichnet man im Allgemeinen ja den Almabtrieb oder die Alpabfahrt im Alpenraum. Dabei wird das Vieh von den Bergweiden ins Tal geführt, wo es dann in den Stallungen der Bauernhöfe überwintert. Dass es bei der Metal-Viehscheid weniger um Vieh, Überwinterung, gar den Alpenraum ging, war uns ja von Anfang an klar. Ohne den Zusatz „Metal“ hätte die ganze Veranstaltung auch nicht unser Interesse geweckt. Doch was steht dahinter?


Der Veranstalter der Metal-Viehscheid, der übrigens nicht genannt werden will, doch jedem Insider bestens bekannt sein dürfte, konnte auch nicht so richtig erklären, was denn der Sinn des Ganzen ist. In bester Dadaismus-Tradition - also die Ablehnung traditioneller, bürgerlicher Kulturwerte und dem Revoltieren gegen althergebrachte Kunstformen - trafen sich am Samstag, den 24 August 2007, in Marktoberdorf 30 Gestalten, die neben dem Wort Metal im Veranstaltungsnamen wohl auch die Neugierde zum Treffpunkt am McDonalds-Parkplatz trieb. Die einzigen traditionellen Werte, die sofort auffielen, waren dann - neben der gewohnten metallischen Beschallung und dem schwarzen Outfit der meisten Anwesenden - die mitgebrachten Getränke, die allesamt dem bayerischen Reinheitsgebot unterlagen.





Bier, Metal und Metal-Fans – damit lässt sich ja schon etwas anfangen. Doch jeder war gespannt, wo denn die Verbindung zur Viehscheid versteckt war. Diese Verbindung ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten, und zum allgemeinen Jubel wurde ein Anhänger geöffnet, aus dem dann das Maskottchen der Metal-Viehscheid gezogen wurde. Natürlich handelte es sich dabei um eine Kuh. Keine echte, sonder eine aus Pappmasche, doch stilvoll mit allen Utensilien der Szene wie Nietengürtel, lange Haaren und Metal-Band-Fahnen geschmückt. Dem aufmerksamen Beobachter fiel sofort auf, dass es sich bei der Kuh um das liebe Hausvieh des Memminger Kaminwerks handelte, Metal-erfahren und schon von manch einer Band bei sodomitischen Riten aufs schönste missbraucht.

Zur eigentlichen Metal-Viehscheid lässt sich weiter eigentlich nicht mehr viel sagen. Das Ziel wurde vorgegeben: der Zankerwirt im vier Kilometer entfernten Fechsen. Und dann ging es eigentlich schon los. Zwar im Schneckentempo - es mussten ja ständig Bierflaschen geöffnet werden ... Aber nach angemessener Zeit wurde das Ziel erreicht und dort dem kulinarischen Angebot gefrönt.


Ob es im nächsten Jahr wieder eine Metal-Viehscheid geben wird, ist uns noch nicht bekannt. Es kann aber durchaus sein, dass alle Viehscheidler bei der Geburtsstunde eines Events dabei waren, das sich in ein paar Jahren mit Veranstaltungen wie dem Christopher Street Day, dem Kölner Rosenmontagsumzug oder ähnlich sinnfreien Volksläufen messen kann. Dann wird aus mehreren tausend Kehlen das Motto der Metal-Viehscheid „Up the Viehscheid“ durch das Allgäuer Alpenvorland ertönen.
Oder auch nicht …